Schüler-Boom
Chance für die Branche
Jahrelang bereiteten sinkende Schülerzahlen dem Handel und der Industrie in der PBS-Branche Kopfzerbrechen. Nun sorgen eine steigende Geburtenrate und die unerwartet hohe Zuwanderung junger Menschen für eine Trendwende: Bis 2030 wird die Zahl der Schüler voraussichtlich um 8 % steigen. Für Städte und Kommunen stellt dies eine Herausforderung dar, der Fachhandel jedoch kann von der steigenden Schülerzahl profitieren.
Abb. underdogstudios / FotoliaNach Ergebnissen der Studie „Demographischer Wandel ade – Aktuelle Bevölkerungsentwicklung und Folgen für die allgemeinbildenden Schulen“, die im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt wurde, sind die Zeiten sinkender Schülerzahlen vorbei. Nach 15 Jahren kontinuierlichem Rückgang kündigt sich eine Trendwende an. 8,3 Mio. Kinder und Jugendliche werden voraussichtlich im Jahr 2025 in Deutschland zur Schule gehen. Im Vergleich zu heute entspricht dies einem Plus von 4 %, bis 2030 sollen sogar 8 % mehr junge Menschen die Schulbank drücken. „Mit diesem Schüler-Boom hat kaum jemand gerechnet. Jetzt besteht enormer Handlungsdruck. Viele Bundesländer müssen komplett umdenken", sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Grund für die überraschenden Ergebnisse sei, dass die offizielle Schülerprognose der Kultusministerkonferenz (KMK) noch auf Zahlen aus dem Jahr 2013 beruhe, als weder steigende Geburtenraten noch eine Rekord-Zuwanderung abzusehen waren. Besonders betroffen seien laut den Experten die Grundschulen. An den weiterführenden Schulen sinken die bundesweiten Schülerzahlen zunächst noch einige Jahre. Doch zeitversetzt werden die starken Jahrgänge auch dort ankommen: 9 % mehr Schüler als heute werden 2030 in den Klassenräumen der Sekundarstufe I sitzen.
Chance für die BrancheFür die Städte und Kommunen stellt die steigende Schülerzahl eine große Herausforderung dar – für PBS-Handel und Industrie kann sie ein Segen sein. Positive Ergebnisse gibt es bereits: „Der Umsatz bei den Bildungsverlagen stieg im Vorjahresvergleich um rund 20 Mio. Euro und machte damit von den gesamten Erlösen 53,5 % aus“, so Philipp Haußmann, Vorstandssprecher der Ernst-Klett-AG. Auch im PBS-Segment ist dieser Effekt greifbar, wie der Handelsverbands Büro und Schreibkultur (HBS) beobachtet. Die höhere Geburtenrate steigert die Nachfrage nach Spielwaren, Glückwunschkarten, Kinder- und Lernbüchern sowie den typischen Vorschulprodukten wie Buntstifte, Knete oder Wachsmalkreide. HBS-Geschäftsführer Thomas Grothkopp rechnet auch für das laufende Jahr mit positiven Effekten: „Die steigenden Schülerzahlen sorgen bei den Kommunen für Mehrausgaben bei der Schulausstattung und kurbeln die private Nachfrage im Back-to-School-Geschäft an.“